Neue Forschung zu Gentechnik-Transparenz: Keine Ausrede

Gleich zwei neue EU-Forschungsprojekte zu Nachweis und Rückverfolgbarkeit Neuer Gentechnik in Lebensmitteln bringen Bewegung in die Debatte um die künftige Gentechnik-Regulierung der EU. Über das Forschungsprogramm Horizon fördert die EU erstmals zwei Projekte, die Technologien entwickeln wollen, mit denen sich Eingriffe mit neuen gentechnischen Verfahren (NGT) in das Erbgut von Pflanzen nachweisen lassen. Die beiden mit insgesamt elf Millionen Euro unterstützten Projekte mit zahlreichen Beteiligten laufen bis 2027.

Der politische Prozess um die Gentechnik-Neuregulierung in der EU tritt derzeit auf der Stelle, wie die aktuellen Debatten im Ministerrat deutlich machen. Zahlreiche ungeklärte Fragen bleiben offen – unter anderem auch rund um die Behauptung, mit neuen Gentechnikmethoden (NGT) ließen sich angeblich so etwas wie „naturidentische“ Pflanzen herstellen, die nicht unterscheid- und nachweisbar seien.

Forschung gibt Zuversicht: Nachweisverfahren sind auch bei NGT möglich

Im EU-finanzierten Projekt DARWIN sind jetzt europaweit Wissenschaftler:innen verschiedener Institutionen angetreten, um Nachweisverfahren für pflanzliche NGT-Produkte zu entwickeln. Mit den geplanten neuen Verfahren wird es nicht nur möglich sein, bekannte DNA-Sequenzen nachzuweisen (spezifischer Nachweis), sondern auch die Methode zu identifizieren, mit der die DNA-Veränderungen erzeugt wurden (unspezifischer Nachweis). Außerdem sollen im Rahmen von DARWIN digitale Lösungen zur Rückverfolgbarkeit entwickelt werden.

Auch der VLOG e.V. (Verband Lebensmittel ohne Gentechnik) ist Teil des DARWIN-Konsortiums und wird seine Expertise in das Projekt einbringen, wenn es um den Einsatz der neuentwickelten Verfahren in der Praxis geht. Für den VLOG ist deren Entwicklung von großer Bedeutung, genau wie für den ganzen „Ohne Gentechnik“- und Bio-Sektor sowie die Lebensmittelwirtschaft und die Konsument:innen.

DARWIN gibt Hoffnung

„Immer wieder wird von einschlägig interessierter Seite behauptet, eine Unterscheidung zwischen genetischen Veränderungen durch Mutationen und Eingriffen mit Methoden der Neuen Gentechnik sei nicht möglich. Das muss oft als Rechtfertigung herhalten, Produkte der neuen Gentechnik zu deregulieren – sprich, sie rechtlich wie Produkte aus konventioneller Pflanzenzüchtung zu behandeln“, erinnert VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting.

„DARWIN macht Hoffnung, dass es schon in wenigen Jahren Nachweisverfahren gibt, mit denen Produkte der neuen Gentechnik verlässlich identifiziert werden können“, meint Hissting. Er appelliert an die Politik: „Es ist gut, dass die EU diese wichtige Forschung endlich auf den Weg bringt. Die Nachweisverfahren werden kommen. Es gibt also keine Ausrede mehr – auch neue Gentechnik (NGT) muss ganz klar weiterhin als Gentechnik reguliert und gekennzeichnet werden“.

Das DARWIN-Projekt, an dem 15 Organisationen aus 11 Ländern beteiligt sind, läuft von Januar 2024 bis Juni 2027.

Ein weiteres Konsortium zur Entwicklung von NGT-Nachweisverfahren, DETECTIVE, wird ebenfalls durch das EU-Förderprogramm Horizon Europe für Forschung und Innovation finanziert.

Website: https://darwin-ngt.eu

Linkedin: https://www.linkedin.com/company/darwin-project-ngt/

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