Ukraine-Krieg: Gentechnik-freie Futtermittel aktuell ausreichend verfügbar – Aufbau einer nationalen Bevorratung gefragt

Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine setzt die Agrarmärkte und die Lebensmittelproduktion massiv unter Druck. Kein Wunder, ist doch die Ukraine seit jeher wichtigste Kornkammer Europas und starker Lieferant von Ölsaaten aller Art. Aktuell ist – trotz vielfach posaunter anderer Aussagen – die Versorgung mit Gentechnik-freien Futtermittel gesichert. Zur mittel- und langfristigen Bewältigung der Krise sind faktenbasierte Diskussion, hohe Solidarität entlang der gesamten Wertschöpfungskette und tiefgreifende Maßnahmen zur Bevorratung gefragt. 

Die anhaltende russische Invasion in der Ukraine bringt in zahlreichen Produktionsbereichen die Warenströme und Lieferketten ins Stocken oder zum Erliegen. Auch die Futtermittelproduktion befürchtet Versorgungsengpässe und massive Preisanstiege – speziell bei Proteinfutter wie Raps- und Sojaschrot, aber auch bei Futterölen oder Düngemitteln. Aktuell signalisieren große Ölmühlen sowie die großen europäischen Verbände wie Donau Soja oder VLOG e.V., dass die Versorgung in allen benötigten Qualitäten derzeit gesichert ist.  

Lage besser als gedacht – trotzdem Vorsorge für alle Szenarien
Die schwierige Phase in den nächsten Monaten, bis zur Ernte 2022, zu überbrücken ist die wesentliche Herausforderung. Noch werden das tatsächliche Ausmaß möglicher künftiger Mangelsituationen oder gar zeitweiser Nichtverfügbarkeiten einzelner Futtermittel- oder Lebensmittelbestandteile je nach Absender sehr unterschiedlich eingeschätzt. Recherchen und Anfragen zeigen allerdings, dass Proteinfutter wie Raps- und Sojaschrot nach wie vor ausreichend verfügbar ist und die Abhängigkeit von ukrainischen Importen sich im Rahmen hält – so sind z.B. die direkten Soja-Importe Österreichs aus der Ukraine gering: 13.000 Tonnen Sojabohnen in 2020, und 1.400 Tonnen Sojaschrot in 2019; im Vergleich zum Gesamt-Import von etwa 400.000 Tonnen Sojaschrot pro Jahr.

Gefragt sind also kühler Kopf – und eine faktenbasierte, branchenübergreifende Diskussion, um die Verfügbarkeiten langfristig abzusichern, eine gleichmäßige Verteilung zu ermöglichen und die unvermeidbaren Kostensteigerungen gleicherweise zu verteilen – von den Konsument*innen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Keinesfalls darf ein einzelner Sektor auf den Mehrkosten sitzenbleiben. Es bedarf einer hohen Solidarität entlang der Wertschöfpungskette, Kosten müssen transparent und fair weitergegeben werden. 

Keine Nivellierung der hohen Qualitätsstandards
Es darf auch nicht passieren, dass unter dem Deckmantel der aktuellen Ukraine-Krise versucht wird, an den aktuell hohen Standards in Österreich bzw. auch in Europa zu rütteln! Speziell eine kleinstrukturierte Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion wie die österreichische kann nur durch besondere Qualität und hohe Standards florieren. Diese angesichts der aktuellen Krise gleich mal nach unten zu nivellieren – wie von manchen Playern bereits zur Diskussion gestellt – würde jahrzehntelange Aufbauarbeit für biologische, regionale, nachhaltige und Gentechnik-freie Qualitätsprodukte aus Österreich unterminieren; und damit erst recht Wertschöpfung vernichten.

Agrar-Rohstoffe für die Ernährung, nicht für Biosprit!
Die ausreichende Bevorratung für allenfalls noch schwierigere Zeiten, die mit Fortdauer des Krieges und langfristiger Verschiebung der Warenströme bevorstehen könnten, stellt eine der zentralen Herausforderungen dar. Hier gilt es, den österreichischen Grundkonsens „Teller vor Trog vor Tank“ kompromisslos in die Tat umzusetzen. Agrarische Rohstoffe MÜSSEN einer klaren Priorisierung unterliegen: Erst wenn die Versorgung für Lebensmittel und Futtermittel sichergestellt ist, darf eine Verwendung für die Biosprit-Produktion möglich sein.

Hier bedarf es klarer Maßnahmen: Von den rund 2,4 Mio. Tonnen agrarischer Rohstoffe, die hierzulande jährlich zu Bioethanol für Biosprit verarbeitet werden, sollten zumindest 500.000 Tonnen zum Aufbau einer nationalen Bevorratung (Getreide, Mais) zweckgewidmet werden – in der Höhe des Bedarfs für Ernährung und Fütterung von zumindest zwei Monaten.

Kühler Kopf und hohe Solidarität gefragt
Krisen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden! Es darf keinesfalls der Eindruck entstehen, dass auf dem Rücken des Ukraine-Krieges wertvolle heimische Qualitätsstandards reduziert werden könnten. Hohe Sachlichkeit und Faktenbasiertheit in der Diskussion, ein klares Commitment zur fairen Aufteilung der Mehrkosten und ernsthafte Bemühungen zur Bevorratung und zur Erschließung neuer Warenströme sind gefragt. 

Die ARGE Gentechnik-frei steht seit 25 Jahren für den offenen und konstruktiven Dialog in allen fachlichen Fragen – und wird diese hohe Qualität natürlich auch zur bestmöglichen Bewältigung der aktuellen Krise einbringen.

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DONAU SOJA Factsheet – GVO-freie Versorgung DACH_22.03.2021

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